Innere Bilder aus meiner Kindheit

In den letzten Monaten steigen immer öfter die inneren Bilder aus meinen Kindertagen auf.

Wie alt war ich da eigentlich? Ich kann es nicht genau sagen, es war vor der Zeit, als ich begann Tagebuch zu schreiben und damit begann ich, als ich ca. 9 Jahre war.

 

Damals spürte ich oft ein inneres Ziehen - ich wollte einfach allein sein, in Ruhe sein und meinen inneren "Filmen" lauschen. Es war wirklich so, dass ich sogar mit offenen Augen plötzlich "Filme" sah, als ob eine Art Kinofilm abgespielt wurde, auf einer Leinwand - die innerlich vor meinen Augen war. In Farbe, mit Ton, ganz real und doch wusste ich immer - es ist ein Film - kein Traum, nicht meine Phantasie, nicht meine Gedanken - sondern es wurde mir etwas vorgespielt. Wie das möglich war, war mir natürlich ein Rätsel. Es fühlte sich an, als gäbe es hinter der Welt, die mir als Einzige verkauft wurde, noch viel mehr und als hätte ich Zugang dazu, als könnte ich, wenn ich wach war gleichzeitig eintauchen in Etwas - was genauso real war - was aber scheinbar nur ich sah.

Ich weiß noch, dass ich dachte, dass mit mir bestimmt etwas nicht richtig war, dass ich lediglich eine blühende Phantasie hatte und die Fähigkeit mir alles mögliche zusammen zu reimen - so waren jedenfalls die Reaktionen in meiner Familie und in meinem Umfeld, wenn ich mal Andeutungen machte, um zu schauen, ob es eine Möglichkeit gab, darüber zu sprechen - die gab es aber nicht. Es war eine dumme Sache, denn ich spürte, dass niemand viel davon hielt. Deshalb war es wohl besser, mit beiden Beinen im Leben zu stehen, wie mir immer erklärt wurde, als herum zu phantasieren. Mein Gefühl war, es war keine Gabe, sondern ein Mangel, zumindest fühlte ich mich von aussen so bewertet und ich fühlte mich dementsprechend verkehrt und im Konflikt mit meiner eigenen Wahrnehmung. Da geschah es, dass ich lernte, anderen mehr zu vertrauen, als mir selbst, weil die anderen in der Mehrzahl waren und sie waren sich einig. Doch der Drang, diesem Ziehen zu folgen wurde nicht weniger.

 

Es war nicht einfach für mich, denn ich konnte mich nicht einfach zurück ziehen - ohne Grund, ohne meinen Eltern zu erklären, was ich machte. Denn es war bei uns ganz wichtig, immer etwas sinnvolles zu tun und nicht etwa die Zeit zu vertrödeln. 

 

Was ich sah - wenn ich diesem Ziehen folgte - war immer sehr aufregend und spannend. Seltsamer Weise hatte ich ganz oft Bilder von - wollte man es beurteilen - eher schrecklichen Szenerien. Heute würde ich es heftige Umweltkatastrophen nennen. Da waren Überschwemmungen, Feuer, Erdbeben, Stürme - totales Chaos... doch nichts davon machte mir Angst - sondern es gab eher so etwas ganz reales darin, dass ich mir aus tiefstem Herzen wünschte, all das wirklich einmal erleben zu dürfen.

Gleichzeitig wunderte ich mich, wie ich mir solche schrecklichen Sachen wünschen konnte und fühlte mich ganz elend - weil ich dachte, mit mir stimmt sicher etwas nicht. Kein normaler Mensch würde sich so etwas wünschen. 

Doch bei all diesen Bildern und tiefen Zusammenhängen fühlte ich kaum das Schreckliche darin, sondern ich fühlte etwas ganz anderes, etwas wunderbares, etwas erstrebenswertes.

Für mich war das alles nicht zu erklären, nicht wirklich zu beschreiben und nicht zu übersetzen, es waren lediglich unglaubliche Gefühle - die nicht ängstlich waren, sondern eher befreiend und doch befremdend - weil ich mich nicht verstehen konnte. Denn ich beurteilte das Ganze nach den Kriterien, die mir durch Erziehung beigebracht wurden.

 

Wenn heute diese Bilder auftauchen, dann erinnere ich mich an diesen inneren, unbeschreiblichen Zustand, den ich als Kind dabei hatte und mir ist, als hätte ich damals gesehen, wo wir uns als Menschheit hin bewegen, als hätte ich es schon durchlebt und als wäre ich innerlich gewiss, dass es eine Transformation ist - nichts, wovor man sich fürchten müsste - sondern etwas, was es zu feiern gilt - weil der Mensch sich zum echten menschlich SEIN aufschwingt - oder sagen wir mal - zu dem, was tatsächlich in ihm steckt. Denn Begriffe wie Mensch, Gott etc. sind schwierig in der Verwendung, weil jeder andere Assoziationen dazu hat.

 

Was mich interessiert ist, ob es andere Menschen gibt - die ähnliche Bilder in ihrer Kindheit hatten und ähnliche Gefühlszustände dabei und heute auch die größeren Zusammenhänge darin erkennen?

Ich würde mich über einen Austausch sehr freuen.